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  • Claudia Spaar

Wie erlebe ich die Coranamassnahmen als Trauerrednerin?

Aktualisiert: 8. Feb. 2021


Seit den verhängten Massnahmen im März habe ich diverse Trauerreden gehalten. In Kirchen, Kapellen, am Grab oder beim Ausstreuen der Asche draussen in der Natur. Dies bei immer wechselnden Bedingungen. Einmal waren nur 5 Personen erlaubt, dann wieder 15, oder wenn man Glück hatte, waren es 30 erlaubte Personen. Am schlimmsten war die Zeit, wo nebst dem Pfarrer nur 4 Personen einen geliebten Menschen verabschieden konnten. Wo bleibt das Abschiedsritual für den Rest der Angehörigen, Freunde und Nachbarn? Werden die Gefühle einfach eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt aufgetaut, um erneut zu trauern? So erscheint mir die Lebendigkeit allgemein eingefroren zu sein. Das was einen Menschen ausmacht, ist erstarrt. Zwischen Aktion und Reaktion ist ein Stopp eingebaut worden. Wie soll ich mich verhalten, was darf ich noch, wie schütze ich mich und andere? Das Fliessgleichgewicht im Körper, ein und ausatmen. Blut, dass durch die Adern fliesst, Hormone und Botenstoffe, die ausgeschüttet werden und vieles mehr. Das alles muss aktiv sein. Erstarrung bedeutet den körperlichen TOD. Sterben wir kleine Tode, wenn wir dem Impuls einen trauernden Menschen am Grab in die Arme zu nehmen, nicht mehr nachgeben dürfen? Was geht an Trost verloren, wenn die Person die jemanden verloren hat, keine körperliche Nähe spürt? Ich hatte gerade die letzten Worte gesprochen, dort draussen am Grab. Verabschiedete mich von und wünschte der Trauergemeinde ganz viel Kraft. Adjeu mitenand. Niemand rührt sich, die Trauergemeinde scheint eingefroren. Ich beginne meine Utensilien zusammen zu räumen, während mich 30 Augenpaare dabei beobachten. Noch immer rührt sich keiner! Niemand weiss, was jetzt angebracht ist, alle sind überfordert. So beschliesse ich die Menschen aus der festgefahrenen Situation zu befreien und gehe zu dem Mann, der seine Frau verloren hat, um ihm persönlich noch viel Kraft zu wünschen. Jetzt kommt Bewegung in die Trauergemeinde und sie tun es mir gleich. Natürliches ist unnatürlich geworden und das nicht erst seit Corona. Im Versuch das Leben berechenbar und sicher zu machen, sind wir unnatürlich geworden. Der Tod der früher ganz natürlich zum Leben gehörte, scheint sich von uns abgespaltet zu haben. Würde es nicht so sein, müssten wir nicht wegen der Unberechenbarkeit eines Virus, Massnahmen ergreifen, die vor allem den körperlichen Tod verhindern. Wie steht es aber mit dem emotionalen Sterben, dem psychischen Verkümmern? Ich hoffe für uns alle, dass wir durch diese Prüfung lernen, dass Leben heisst lebendig zu sein.


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